Energieeffizienz im Gebäude – Teil 2: Passivhaus

Das Passivhaus stellt unter energieeffizienten Gebäuden den Optimalfall dar. Es benötigt in der Theorie aufgrund ausgezeichneter Wärmedämmung keine klassische Gebäudeheizung, was die Unterhaltskosten äußerst gering ausfallen lässt. Dafür sind die Anschaffung bzw. der Umbau vergleichsweise kostspielig, wodurch sich die Wirtschaftlichkeit erst nach mehreren Jahren oder gar Jahrzehnten ergibt.

Ersten Teil der Serie nicht gelesen? Hier geht es zum Niedrigenergiehaus.

Der Passivhausstandard

Im Gegensatz zu Niedrigenergiehäusern, existiert für Passivhäuser eine klare Definition. In Zahlen ausgedrückt ist ein Passivhaus wie folgt gekennzeichnet:

  • Der Jahresheizwärmbedarf liegt bei maximal 15 kWh/(m²a). Das sind ungefähr 1,5 Liter Heizöl pro Quadratmeter Wohlfläche und Jahr.
  • Der sogenannte Infiltrationsluftwechsel bei 50pa ist kleiner als 0,6/h.
  • Die Primärenergiekennzahl für Lüftung, Warmwasserbereitung, Haushaltsstrom und Restheizung liegt bei einem Wert unter 120 kWh/(m²a).

Auf den ersten Blick werden Dir die Kennzahlen recht abstrakt erscheinen. Etwas anschaulicher wird das Passivhaus bei Betrachtung der tatsächlichen Baustandards. Sie zeichnen sich generell durch kompakte Baukörper und die Vermeidung von Wärmebrücken aus. Besondere Fenster und eine hochwirksame Wärmedämmung in Außenwänden, Dachbereich und Bodenplatten sorgen dafür, dass die komplette Wärme im Gebäude verbleibt. Die Trinkwassererwärmung erfolgt durch hocheffiziente Technologien wie Solarkollektoren oder Wärmepumpen.

Das Passivhaus ist aber nicht nur effizient, sondern kann auch in Sachen Wohnkomfort überzeugen. Für einen hohen Sauerstoffgehalt der Luft wird dank der modernen Lüftungsanlagen ganz ohne Zugerscheinungen gesorgt. Die Raumtemperatur bleibt das ganze Jahr über konstant, was für ein angenehmes Wohnklima sorgt. In der Regel finden sich in Passivhäusern zudem modernste Sanitäranlagen und Elektrogeräte, um den Stromverbrauch weiter zu reduzieren.

So funktioniert das Passivhaus

Auf den ersten Blick mag es verwunderlich erscheinen, dass Passivhäuser ganz ohne eigene Heizung warm bleiben können.  Wir wollen Dir anhand von drei Faktoren daher kurz das Funktionsprinzip von Passivhäusern erklären:

  • Der Schwerpunkt liegt klar bei der Wärmedämmung. Die Reduzierung der Energieverluste erfolgt durch Transmission und Lüftung. Alle Umfassungsflächen werden nach modernsten Standards abgedichtet.
  • Fast alle Neubauten sind heute nahezu luftundurchlässig. Der natürliche Luftaustausch ist dadurch nicht gegeben und muss vom Bewohner selbst durch Öffnen der Fenster herbeigeführt werden. Das ist in vielen Fällen aber ineffizient, weil zu lange oder zu viel gelüftet wird. Anschließend sind die Räume so ausgekühlt, dass überproportional viel Heizenergie aufgewendet werden muss. Die Wohnraumlüftung im Passivhaus erfolgt daher äußerst kontrolliert, wobei aus der Abluft zwischen 80 und 95 Prozent der Wärme direkt rückgewonnen wird.
  • Passivhäuser kommen meist nicht komplett ohne Heizung aus, auch wenn der Großteil der Energie durch Wärmeabgabe von Personen oder Geräten bzw. die Wärmerückgewinnung generiert wird. Für den verbleibenden Bedarf – der in milden Wintern bei nahe Null liegt – werden effiziente Heizungssystem Dazu zählen etwa Wärmepumpen, Elektrogebäudeheizungen, thermische Solaranlagen oder Pelletöfen.

Einsparpotenzial des Passivhauses

Vergleich Energie Gebäude

Die Grafik zeigt, wie viel Energie Immobilien in Deutschland durchschnittlich verbrauchen. (Quelle: Architektur- und TGA-Planungsbüro
Carsten Grobe Passivhaus, URL: https://www.passiv.de/de/02_informationen/01_wasistpassivhaus/01_wasistpassivhaus.htm)

Ein Passivhaus verbraucht 90 Prozent weniger Heizwärme als herkömmliche Häuser, die sich im aktuellen Baubestand finden. Selbst gegenüber aktuellen Neubauten können noch rund 75 Prozent an Energie eingespart werden. Diese Berechnungen sind deshalb so genau möglich, weil der Passivhausstandard klar festgelegt ist.

Für Dich sind aber natürlich nicht nur die laufenden Kosten, sondern vor allem die Anschaffungskosten interessant. Die Erfahrungen zeigen, dass der Neubau rund 5 bis 15 Prozent teurer ist als bei einer konventionell errichteten Immobilie, die auf Basis des derzeit gültigen Energiestandards EnEV erbaut wurde. Bei energieeffizienten Sanierungen musst Du mit Mehrkosten von 12 bis 18 Prozent rechnen. Auch hier gilt natürlich, dass es sich um Schätzungen handelt, die aber recht genau sind.

Die Amortisationszeit dieser Mehrinvestitionen hängt im Wesentlichen davon ab, wie sich die Energiepreise künftig entwickeln werden. Desto stärker die Preise steigen, desto höher der finanzielle Vorteil eines Passivhauses. Auch die Zinskosten für die Investition musst Du bei der Kalkulation berücksichtigen. Insgesamt kann es zwischen 5 und 15 Jahren dauern, bis Du die höheren Anschaffungskosten durch die niedrigeren laufenden Kosten wieder reingeholt hast.

Unser Tipp: Du kannst die Kosten für den Um- oder Neubau und damit auch die Amortisationszeit verkürzen, wenn Du staatliche Fördermittel in Anspruch nimmst. Bei der KfW-Bank gibt es äußerst günstige Darlehen für energieeffiziente Gebäude. Das Passivhaus erfüllt alle Voraussetzungen, die für die Kreditvergabe notwendig sind.

Fazit: Passivhaus leisten höchsten Standards genüge

Das Passivhaus ist das Energiesparhaus überhaupt. Es kommt fast vollständig ohne Heizung aus, weil die Wärmedämmung sehr hochwertige ist und die Lüftung vollautomatisch funktioniert. Gleichzeitig ist der Wohnkomfort ebenfalls über dem Standard. Dafür sind die Investitions- oder Umbaukosten gut 5 bis 20 Prozent höher als beim Neubau-Standard nach EnEV. Nach einigen Jahren rechnet sich die Investition jedoch. Das gilt vor allem dann, wenn Du staatliche Förderprogramme nutzt. Zudem schonst Du mit dem Passivhaus nicht nur Deinen Geldbeutel, sondern natürlich auch die Umwelt.