Energieeffizienz im Gebäude – Teil 3: Nullenergiehaus
Das Nullenergiehaus ist ein genormter Energiestandard für Gebäude. Alle Nullenergiehäuser produzieren die Energie, die sie verbrauchen, selbst. Entscheidend ist hierbei das Jahresmittel, denn selbstverständlich sind die Gebäude weiterhin ans Stromnetz angeschlossen. Technisch realisierbar und wirtschaftlich nutzbar sind Nullenergiehäuser erst seit einigen Jahren. Es handelt sich um eine konsequente Weiterentwicklung des Passivhauses. Welche Unterschiede zu dieser und anderen Gebäudearten bestehen, weiß der folgende Ratgeber.
Abgrenzung zum Passivhaus
Passivhaus und Nullenergiehaus werden oft synonym verwendet. Das ist allerdings falsch. Beim Passivhaus wird in der Regel Sonnenenergie oder Abwärme genutzt, um Energie (passiv) zu erzeugen. Ob das Gebäude zusätzlich noch Energie aus dem Stromnetz benötigt, ist dabei nicht klar vorgeben. Grundsätzlich gelten auch Gebäude, die mehr Energie verbrauchen als sie produzieren noch als Passivhaus. Erst wenn sich Energieerzeugung und Energieverbrauch rechnerisch die Waage halten, ist vom Nullenergiehaus zu sprechen.

Die Grafik zeigt, wie viel Energie Immobilien in Deutschland durchschnittlich verbrauchen. (Quelle: Architektur- und TGA-Planungsbüro
Carsten Grobe Passivhaus, URL: https://www.passiv.de/de/02_informationen/01_wasistpassivhaus/01_wasistpassivhaus.htm)
In der Praxis ist jedes Nullenergiehaus ein Passivhaus, die eingesetzten Heizsysteme und die Maßnahmen zur Energieerzeugung sind fast dieselben. Wichtig beim Nullenergiehaus: Es handelt sich um eine rechnerische Definition. Die Häuser sind nicht energieautark und müssen immer ans Stromnetz angeschlossen sein. Begründet ist das darin, dass ein Großteil der Stromerzeugung über Solaranlagen funktioniert. Diese sind aber gerade im Sommer besonders effizient, im Winter hingegen weniger. Dabei wird im Winter meistens mehr Energie verbraucht. Zwar schaffen moderne Energiespeicher Abhilfe, vollständige Autarkie ist im Nullenergiehaus aber nicht möglich.
Die zentralen Komponenten eines Nullenergiehauses
Bereits ab 2019 sollen alle Neubauten nach Ansicht der EU als Nullenergiehaus gelten – ein ambitioniertes und sehr umstrittenes Ziel. Unumstritten sind hingegen die wichtigsten Komponenten des Nullenergiehauses, die denen des Passivhauses sehr ähneln. Prinzipiell werden die Vorgaben nur sinnvoll erweitert oder verbessert:
- Niedrigenergiehäuser verfügen Richtung Süden über möglichst große Fensterflächen. Diese lassen auch im Winter – gerade bei tiefstehender Sonne – viel Wärme in die Räume. Dank der guten Isolierung kann die Raumwärme aber gleichzeitig nicht nach außen dringen. Positiver Nebeneffekt: Durch die Fenster wirken alle Räume sehr hell und warm.
- Das sogenannte A/V-Verhältnis ist äußerst gering. Es handelt sich dabei um das Verhältnis der Oberfläche zum umbauten Volumen. Es wird bewusst auf architektonische Spielereien verzichtet, über die letztlich nur Energie abgegeben wird. In Sachen Optik sind dem Nullenergiehaus so einige Grenzen aufgesetzt, die aber in der Praxis ohnehin kaum zum Einsatz kommen.
- Natürlich sind die Gebäude-Außenflächen aus hochwertigem Material, das über einen geringen U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient) verfügt.
- Die komplette Immobilie ist weitgehend Luftdicht, der Austausch findet passiv über Wärmerückgewinnungs- und Lüftungsanlagen statt. Das Nullenergiehaus ist damit genau wie das Passivhaus das ganze Jahr über gleichmäßig warm. Vorteil für Dich als Bewohner: Du musst Dich nicht um das Lüften kümmern.
Die unterschiedlichen Baustoffe und Bautechniken können auf vielfältige Weise ineinandergreifen, um möglichst effizient zu wirken. Im Rahmen von Musteraufbauten und am Computer können Architekten mittlerweile berechnen, welche Maßnahmen sich wie auf die Energiebilanz des Nullenergiehauses auswirken. Das ist vor allem bei der Kostenkalkulation hilfreich.
Nullenergiehaus – Kosten und Wirtschaftlichkeit
Auch beim Nullenergiehaus gilt wieder: Die Anschaffungskosten sind deutlich höher als beim Niedrigenergiehaus oder dem Passivhaus. Für den reinen Hauspreis, also ohne Grundstück und unabhängig von der Lage, muss mit mindestens 250.000 Euro kalkuliert werden – Tendenz eher deutlich höher.
Wir können Dir hier natürlich keine genauen Zahlen angeben, jedes Objekt muss individuell kalkuliert werden. Aber: Die Wirtschaftlichkeit ist mittlerweile durchaus gegeben, auch für Einfamilienhäuser. Im besten Fall rentieren sich die Mehrausgaben im Vergleich zum normalen Energiestandard für Neubauten aktuell nach rund 10 Jahren. Je höher Dein Energieverbrauch ist, desto eher rentiert sich der Bau natürlich. Denn Niedrighäuser sparen im Unterhalt Kosten. Für Familien mit 4 oder 5 Personen lohnt sich der Aufwand fast immer nach einer Zeitspanne von 12 bis 15 Jahren. Wenn Du allerdings alleine oder zu zweit lebst, kann es gut und gerne 20 bis 30 Jahre dauern, bis sich die Investition amortisiert.
Lohnt sich die effiziente Sanierung zum Nullenergiehaus?
Etwas anders gestaltet sich die Situation, wenn Du eine Bestandsimmobilie energieeffizient sanieren möchtest. Hier sind in der Regel deutlich stärkere Grenzen gesetzt, was gerade für das Nullenergiehaus gilt. Ist das Objekt 20 Jahre oder noch älter, lohnt sich der Umbau nicht. Es ist dann meistens nicht viel teurer, gleich eine neue Immobilie zu bauen. Der Grund: Bei Altbauten musst Du von den Fenstern über die Wände und den Dachstuhl bis hin zur Heizung alles neu machen, um auf den Nullenergiehaus-Standard zu kommen. Schon kleinere Schwachstellen sorgen dafür, dass die Energiebilanz der Immobilie nicht mehr bei null ist.
Nullenergiehaus: Förderungen voll umfänglich verfügbar
Natürlich kannst Du für Nullenergiehäuser staatliche Förderungen in Anspruch nehmen. Diese gibt es überwiegend von der KfW-Bank, teilweise sorgen auch einige Bundesämter für die Vergabe. Das Niedrigenergiehaus erfüllt dabei die Anforderungen für alle derzeit verfügbaren Programme, Du benötigst lediglich entsprechende Bescheinigungen von einem Bauunternehmen. Neben kostengünstigen Krediten kannst Du auch Tilgungszuschüsse erwarten, welche die Amortisationszeit senken. Beachte allerdings, dass die Förderprogramme meist zeitlich begrenzt sind. In den kommenden Jahren werden die Förderungen immer weiter zurückgehen bzw. die Voraussetzungen hierfür erschwert.
Fazit: Nullenergiehaus verbraucht keine Energie
Das Nullenergiehaus ist die konsequente Weiterentwicklung des Passivhauses. Es verbraucht – bezogen auf ein Jahr – nur so viel Energie, wie es auch produziert. Die Anschaffungskosten der Gebäudeart sind entsprechend hoch, wobei staatliche Förderungen Abhilfe schaffen können. Auf lange Sicht lohnt sich die Investition vor allem dann, wenn im Haushalt viel Energie verbraucht wird.