Energieausweis erstellen: Worauf muss ich achten?
Einen Energieausweis benötigst Du immer dann, wenn Du eine Immobilie verkaufen oder vermieten möchtest. Aber auch für die Eigeneinschätzung Deiner Wohnung oder Deines Hauses kann es hilfreich sein, einen Energieausweis erstellen zu lassen. Zur Ausstellung berechtigt sind in Deutschland nach Energieeinsparverordnung (EnEV) nur sogenannte Baulageberechtigte und bestimmte Sachverständige. Wie Du diese von unseriösen Anbietern trennen kannst und was die Erstellung kostet, zeigen wir Dir im folgenden Ratgeber.
Warum Energieausweis erstellen?
Ein Energieausweis ist in der Regel fünf Seiten lang. Er enthält wichtige Energiekennwerte (Energieverbrauch, Energiebedarf, Vergleichswerte) des jeweiligen Gebäudes und gibt gleichzeitig Empfehlungen zur kostengünstigen Modernisierung. Den Energieausweis erstellen zu lassen, ist in vielen Fällen aber nicht freiwillig, sondern wird vom Gesetzgeber vorgeschrieben:
- Beim Neubau eines Gebäudes müssen Planer oder Architekt einen Energieausweis ausstellen. Der Bauherr oder Eigentümer ist dafür verantwortlich, dass das Dokument tatsächlich ausgehändigt wird.
- Beim Verkauf muss den potenziellen Käufern bereits in der Immobilienanzeige deutlich gemacht werden, in welche Effizienzklasse die Immobilie eingeordnet wird und wie der Energiekennwert ausfällt. Bei konkreten Verkaufsgesprächen muss dann ein kompletter Energieausweis vorgelegt werden.
- Selbige Regelungen greifen, wenn eine Immobilie vermietet Auch hier müssen beide Kennzahlen bereits in der Annonce zu finden sein. Bei konkreteren Verhandlungen ist dem künftigen Mieter dann ein Energieausweis auszustellen.
Nicht verpflichtend, aber äußerst hilfreich kann die Erstellung auch in anderen Fällen sein. Der Energieausweis zeigt Dir anschaulich, ob Deine Energiekosten im Vergleich zu anderen Immobilien hoch oder gering ausfallen. Du erhältst individuelle und vor allem einfache Tipps, wie Du in Zukunft Kosten einsparen kannst.
Unterschied Bedarfsausweis und Verbrauchsausweis
Den Energieausweis gibt es in zwei verschiedenen Varianten. Diese unterscheiden sich in der Berechnungsart der Energiekennwerte. In der Regel genügt die Ausstellung eines Verbrauchsausweises, die deutlich kostengünstiger ist. Gleichzeitig ist der Bedarfsausweis aussagekräftiger und in bestimmten Fällen verpflichtend:
- Bei Wohngebäuden mit bis zu vier Wohneinheiten haben Immobilienbesitzer nur dann ein Wahlrecht zwischen den beiden Ausweisarten, wenn das Gebäude nach dem 01. November 1977 erbaut wurde.
- Für Neubauten wird nach der Fertigstellung immer ein Bedarfsausweis ausgestellt.
- Erfüllt ein Wohngebäude nicht den energetischen Standard nach der ersten Wärmeschutzverordnung von 1977, muss ein Bedarfsausweis erstellt werden.
- Zur Erstellung eines Verbrauchsausweises müssen die Energieverbrauchsabrechnungen der letzten drei Jahre vorliegen. Ist dies nicht der Fall – etwa, weil die Heizung dezentral über Gasetagenheizungen erfolgt oder die Immobilie grundlegend modernisiert wurde – ist der Bedarfsausweis verpflichtend.
Wie kann ich einen Energieausweis erstellen lassen?
Wie bereits angeklungen ist, kannst Du das Dokument nicht selbst erstellen. Du musst Dich an einen Anbieter wenden, der laut EnEV zur Ausstellung berechtigt ist. Das Problem: die EnEV gibt keine genaue und abschließende Aufzählung der Voraussetzungen für Aussteller, so dass Du vor allem im Internet äußerst zweifelhafte Anbieter findest. Die erstellten Energieausweise sind in diesen Fällen zwar teilweise zulässig, besitzen aber de facto keine Aussagekraft.
Du solltest daher auf Anbieter vertrauen, die beispielsweise von der Deutschen Energie-Agentur zusätzlich geprüft wurden. Auch die Energieeffizienz-Expertenliste für Bundesförderprogramme wird ständig aktualisiert und nimmt nur seriöse Anbieter auf. Hier geht es zu den Datenbanken:
https://effizienzhaus.zukunft-haus.info/experten/suche-experten/
https://www.energie-effizienz-experten.de/sie-sindbauherr/expertensuche/
Theoretisch ist die Ausstellung von Energieausweisen ohne eine Besichtigung der Immobilie möglich. Der Dienstleister erstellt das Dokument dann alleine auf Grundlage der von Dir zugesandten Daten und agiert in der Regel online. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen warnt vor solchen Verfahren, da die Energieausweise in der Regel fehlerhaft sind. Bei der Erhebung und Übermittlung der Daten entstehen fast immer Ungenauigkeiten, die dann bei der Berechnung des Ausweises einbezogen werden.
Wirklich teurer wird der Energieausweis durch die Besichtigung nicht: statt 40 bis 60 Euro im Internet werden für einen hochwertigen Verbrauchsausweis nur rund 100 Euro fällig. Der Bedarfsausweis schlägt mit einigen hundert Euro hingegen deutlich stärker zu Buche, liefert Dir aber ein deutlich umfangreicheres Bild der Energiebilanz Deiner Immobilie.
Fazit: Energieausweis vom Fachmann erstellen lassen
Möchtest Du Deine Immobilie verkaufen oder vermieten, führt kein Weg am Energieausweis vorbei. Mieter und Käufer müssen gleichermaßen über die Energiebilanz der Immobilie informiert werden. Im Regelfall genügt die Ausstellung eines Verbrauchsausweises, die für Dich relativ kostengünstig ist. Bei seriösen Anbietern, die etwa zusätzlich zur gesetzlichen EnEV durch die Deutsche Energie-Agentur lizensiert sind, zahlst Du rund 100 Euro für das Dokument. Ist Deine Immobilie hingegen veraltet oder wurde erst kürzlich modernisiert, musst Du einen Bedarfsausweis erstellen lassen. Dafür zahlst Du zwar mehrere hundert Euro, bekommst aber und umfangreiche Möglichkeiten zur Modernisierung aufgezeigt.