Energieeffizienz im Gebäude – Teil 1: Niedrigenergiehaus
Niedrigenergiehaus, Passivhaus, Effizienzhaus, Nullenergiehaus – Begriffe für Immobilien, die in irgendeiner Form energieeffizient sind. Doch wo liegen die genauen Unterschiede zwischen den Definitionen? Und wie können solche Immobilien gebaut bzw. Bestandsimmobilien umgebaut werden? In einer kleinen Serie stellen wir Dir die Eigenschaften, Vor- und Nachteile sowie die Kosten für die genannten Immobilienarten genauer vor. Wir beginnen dabei heute mit dem Niedrigenergiehaus.
Niedrigenergiehaus – Definition
Der Begriff des Niedrigenergiehauses ist rechtlich nicht eindeutig definiert, bezeichnet aber einen Energiestandard für Neubauten oder Sanierungen von Bestandsobjekten. Grundsätzlich liegt dieser Standard unterhalb der allgemeinen energetischen Anforderungen, die vor allem im Rahmen der Energieeinsparverordnung (EnEV) erlassen werden. Neubauten sind damit zwangsweise immer Niedrigenergiehäuser, weil sich Bauherren strikt an de EnEV halten müssen. Der Begriff des Effizienzhauses wird oft synonym für Niedrigenergiehaus verwendet.
Anforderungen an das Niedrigenergiehaus
Die EnEV wird in regelmäßigen Abständen erneuert und stellt immer höhere Anforderungen an Neubauten. Ab dem Jahr 2016 müssen folgenden Kriterien erfüllt sein:
- Der erlaubte Jahres-Primärenergiebedarf muss 25 Prozent unterhalb des Primärenergiebedarfs des Referenzgebäudes der EnEV liegen
- Der Wärmeschutz der Gebäudehülle wird um 20 Prozent verschärft
- Die Warmwasserbereitung muss elektrisch erfolgen
- Das Gebäude muss erneuerbare Energie produzieren
- Wenn dies nicht der Fall ist, muss die Wärmedämmung um 15 Prozent höher sein als bei Gebäuden, die erneuerbare Energie produzieren
- Die oberste Geschossdecke muss aus einem Material bestehen, das einen U-Wert von 0,24 W/(m²K) nicht überschreitet
Zusätzlich darf für die Beheizung bzw. den generellen Energiebedarf weniger Strom genutzt werden als zuvor. Diese Einsparungen sind nur möglich, wenn effizientere Technologien für die Aufbereitung von warmen Wasser und die Dämmung verwendet werden.
So wird eine Immobilie zum Niedrigenergiehaus
Die staatlichen Anforderungen an das Niedrigenergiehaus klingen recht abstrakt, werden in der Praxis aber durch konkrete Maßnahmen anschaulich gemacht. Zum Beispiel werden bei Neubauten jetzt zusätzliche wärmedämmende Leichtputze eingesetzt, um den Wärmeverlust über die Gebäudehülle zu reduzieren. Die geforderte Senkung des Primärenergiebedarfs um 25 Prozent bewirkt, dass selbst eine moderne Brennwerttherme in Verbindung mit einer solaren Trinkwassererwärmung nicht mehr ausreicht. Als Hausbesitzer musst Du zusätzlich eine extreme Dämmung oder besser eine Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung installieren.
Auch die Verwendung einer Erdgasheizung ohne gleichzeitige Verbindung mit Solarthermie ist nicht mehr zulässig, weil der Primärenergiebedarf zu hoch ist. Folgende Heizungssysteme können in Niedrigenergiehäusern verwendet werden:
- Biogas
- Pelletheizung mit Solarthermie
- Pelletheizung
- Sole-Wasser-Wärmepumpe
- Geothermie
- Luft-Wasser-Wärmepumpe
- Erdgasheizung mit Solarthermie
Wenn Du moderne Öl- oder Gas-Brennwertheizungen verwenden möchtest, kann das ebenfalls zur Erfüllung des Standards reichen. Allerdings musst Du die Heizungssysteme dann mit einer Solarthermie, einer Lüftungsanlage oder einem Holzkaminofen kombinieren.
Staatliche Förderung von Niedrigenergiehäusern
Der Bau eines Niedrigenergiehauses ist für Dich vor allem auch deshalb interessant, weil der Staat verschiedenste Förderprogramme hierfür im Angebot hat. Diese erhältst du in der Regel für ganz bestimmte Maßnahmen wie etwa den Einbau von modernen Heizungssystemen oder die Installation einer Photovoltaik-Anlage inklusive Batteriespeicher. Wenn Du Dich umfassender mit dem Thema beschäftigen möchtest, lies doch einfach unseren Artikel zum Thema staatliche Förderprogramme.
Vor- und Nachteile von Niedrigenergiehäusern
Die Vorteile von energieeffizienten Immobilien liegen natürlich auf der Hand: Dein Energieverbrauch sinkt, dadurch hast Du weniger laufenden Kosten zu tragen und schonst gleichzeitig die Umwelt. Beim Neubau einer Immobilie solltest Du nach Möglichkeit vorausschauend planen und vielleicht sogar noch einen Schritt weiter gehen: Passivhäuser oder Plusenergiehäuser sind noch effizienter als reine Niedriegenergiehäuser. Verschärft der Staat die EnEV in den kommenden Jahren weiter, bist du so bestens darauf vorbereitet.
Der Bau eines Niedrigenergiehauses ist allerdings mit recht hohen Kosten verbunden. Je effizienter Wärmedämmungen, Heizungen und Isolierungen sind, desto teurer sind sie in der Anschaffung. Versuche, die Kosten nicht aus dem Ruder laufen zu lassen und rechne genau aus, wann sich weitere Investitionen amortisieren. Wäge im Vorfeld ab, wie viel Budget Dir zur Verfügung steht und wo Du möglicherweise Abstriche machen kannst.
Fazit: Niedrigenergiehaus als Standard für Neubauten
Eine einheitliche Definition für den Begriff Niedrigenergiehaus existiert also nicht. Gemeint sind in der Regel aber immer solche Immobilien, welche die Anforderungen der aktuellen EnEV erfüllen oder sogar übertreffen. Welche Anforderungen im Detail gelten, erfährst Du zum Beispiel bei der Verbraucherzentrale. Wenn Du ein solches Niedrigenergiehaus bauen möchtest, sollten Du Investitionen genau überdenken. Teilweise rentiert es sich nicht, wenn Du die Anforderungen der EnEV zu sehr übertriffst. Rechne oder vielmehr: lass Dir von der Baufirma ausrechnen, nach wie viele Jahren sich Zusatzinvestitionen wirklich amortisieren.n